Im Namen Gottes
des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes!
Was Gott sich vorgenommen
und was er haben will,
das muss doch endlich kommen
zu seinem Zweck und Ziel!
Am 1. October 1894 ist Reinbek zusammen mit den Ortschaften Schönningstedt, Ohe und Glinde selbständige Kirchengemeinde geworden. Seit 25 Jahren hat man in Reinbek ein Gotteshaus bauen wollen. Und nun soll’s That und Wahrheit werden.
Dem Herrn sei Dank!
Bei der großen Ausdehnung der Kirchengemeinde Steinbek – sie erstreckte sich von Hamburg bis Reinbek – war eine genügende kirchliche Versorgung und mehr noch eine seelsorgerische Wirksamkeit unter der starken Zunahme der Seelenzahl zur Unmöglichkeit geworden.
Sie mußte sich im Wesentlichen darauf beschränken, daß der Pastor aus Steinbek allwöchentlich ein Mal in der Reinbeker Schloßkapelle Gottesdienst abhielt und Amtshandlungen vollzog. Immerhin hatte Reinbek an der alten Schloßkapelle einen Raum, der nur dem Gottesdienst geweiht war. Als es nun im Jahre 1875 fraglich wurde, ob dieser Raum weiterhin für die Gottesdienste zur Verfügung stehen würde, faßte man den Plan, in Reinbek eine Kapelle zu bauen, die von Steinbek aus pfarramtlich versorgt werden sollte. Es bildete sich ein Komitee aus Reinbeker Herren, welches unter dem Vorsitz des Steinbeker Pastors eine ganze Reihe von Verhandlungen über den Kapellenbau pflog. Wegen mancherlei äußerer Schwierigkeiten mußten diese Verhandungen jedoch nach einiger Zeit wieder abgebrochen werden, ohne zu irgendeinem Ziel geführt zu haben. Und da es sich herausstellte, daß die Schloßkapelle auch fernerhin für die Gottesdienste würde benutzt werden können, schlief die Kapellenbau-Frage ganz wieder ein und zwar für eine Reihe von Jahren.
Am 10. April 1891 trat der nun schon seit einem Jahr in die Wohnungen des ewigen Friedens abgerufene D Ruperti in das Amt eines General-Superintendenten und Bischofs für Holstein. Das war für Holstein sehr bedeutungsvoll. Denn mit diesem Manne kam es wie in Frühlingswehen über die holsteinische Landeskirche. Vornehmlich ihm und seinem warmen Streben für die Teilung der großen Gemeinden ist es zu danken, daß unter Gottes Segen während seiner achtjährigen Wirksamkeit in Holstein 20 neue Kirchen eingeweiht werden konnten. Dank seiner Bemühungen bekam auch Reinbek im Mai 1892 zunächst einen eigenen Pastor, dem als Hülfsgeistlichen der Kirchengemeinde Steinbek die Ortschaften Reinbek, Schönningstedt und Ohe als Amtsbezirk überwiesen wurden.
Als bald erwachte auch wieder das Interesse für den Kirchenbau und wurde durch den Pastor neu belebt, mit um so besserem Erfolg, als sich von da ab der enge Raum der alten Schloßkapelle je länger je mehr als unzureichend erwies. So wurden denn in kurzer Zeit durch eine Hauskollekte rund 12000 Mark an freiwilligen Gaben für den Kirchenbau zusammengebracht.
Als nun am 1. October 1894 Reinbek mit den Ortschaften Schönningstedt und Ohe unter Hinzuziehung von Glinde selbständige Kirchengemeine wurde, hätte man als bald der Kirchenbaufrage praktisch näher treten können, wenn nicht das Konsistorium in Kiel es angestrebt hätte, auch das bisher zur Kirchengemeinde Hohenhorn gehörige Dorf Wentorf mit bei Reinbek einzupfarren. Am 1. März 1898 kam die Entscheidung. Seit dem gehört Wentorf zur Kirchengemeinde Reinbek.
Es war nicht leicht, für unsere Kirche den rechten Bauplatz zu finden. Lange gingen die diesbezüglichen Wünsche und Meinungen weit auseinander. Schließlich wurde aber am 6. Juli 1899 zu unser aller Freude dieser Platz fast einstimmig gewählt und am 20. April 1900 endgültig gekauft. Der allgemeine Bauplan für die Kirche wurde am 28. November 1898 vom Kirchenvorstand und -Kollegium festgestellt. Am 23. März 1899 wurde der Architekt Herr H. Groothoff in Hamburg endgültig mit der Ausarbeitung des Projekts und Kostenanschlags beauftragt. Nachdem das fertiggestellte Projekt vom Kirchenvorstand und -Kollegium angenommen und am 1. März 1900 von den Behörden genehmigt worden war, wurde die Ausführung des Baues am 26. April 1900 unter 9 Bewerbern aus der Gemeinde dem Maurermeister Herrn Carl Ohl übertragen.
Am 30. April 1900 wurde der erste Spatenstich für den Kirchbau gethan. Eine rechte Zierde des Bauhandwerks soll unsere Kirche nun mit Gottes Hülfe emporwachsen zu einem weithin sichtbaren Denkmal, das mit seinem Thurm nach oben weist, wie mit ausgerecktem Finger.
Gott segne und schütze alle, die daran arbeiten!
Heute, da wir nun die Feier der Grundsteinlegung begehen, stehen wir hier mit Dank gegen den Gott, der bisher geholfen, und mit dem Gebet, daß Er, der treue Gott und Heiland, das begonnene Werk auch fernerhin fördern, segnen und zum Ziel führen wolle, auf daß an dieser Stätte erstehe ein freundliches Gotteshaus, eine Stätte des Friedens und der stillen Einkehr, in der allzeit das Wort Gottes lauter und rein verkündigt werde und die heiligen Sakramente recht verwaltet werden zur Ehre Gottes und zum Segen unserer Gemeinde.
Das walte Gott!
Reinbek, am Trinitatisfest, den 10. Juni 1900
Der Kirchenvorstand
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Aus der Kirchenchronik:
An der Feier der Grundsteinlegung der Kirche nahmen etwa 600 Gemeindeglieder teil. Der Grundstein liegt etwa 1 Meter tief unter dem Altar. Unter dem Grundstein findet sich ein kupferner Kasten, in welchen hineingelegt wurden:
1) die Grundsteinurkunde auf Pergament
2) die Bibel
3) das Schleswig-Holst. Gesangbuch von 1884
4) Luthers kleiner Katechismus
5) Thomas a Kempis: Von der Nachfolge Christi
6) ein Bild der alten Schloßkapelle
7) ein Kasten mit allen Stücken der
laufenden Reichsmünzen und den
Prägungen Kaiser Wilhelm I, Friedrich,
Wilhelm II.
8) ein Exemplar der Bergedorfer Zeitung
u.a.m.