Die Gemeindebriefausgabe für November 2025 finden Sie hier.

Geistliches Wort des Monats November:

Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken.                                                                                   Ezechiel 34,16. (Lk 17, 2)

Rund 40 Jahre lang gab es die DDR. Dann kam die Wende. Wenn man Menschen wie dem Pastor und Bundespräsidenten a.D. Joachim Gauck folgt, dann haben gerade die Kirchen dazu einen erheblichen Beitrag geleistet. Sie stellten staatsunabhängige Räume, in denen man einigermaßen frei reden und Pläne schmieden konnte. Sie unterstützten die Bürgerrechts- und Friedensbewegung, predigten von Gerechtigkeit und Freiheit. Von dem Turm einer Kirche wurden Aufnahmen über die entscheidende Leipziger Demonstration gedreht, die dann im Westfernsehen liefen. Danach ließ sich die Wende nicht mehr aufhalten. Und als sei das Ganze noch nicht genug, war es auch ein Pfarrerehepaar, dass Erich und Margot Honecker nach dem friedlichen Umsturz Asyl vor dem aufgebrachten Volk gewährte. 40 Jahre lang, so haben es einige interpretiert, wirkte Gott nicht, half Gott nicht, spürte man Gott nicht im großen Ganzen, dann änderte er die Welt zum Besseren.

Gott wirkt in der Geschichte. Das ist der jüdisch-christliche Glaube von jeher (aller Menschheitsverbrechen zum Trotz). Als der Prophet Ezechiel zusammen mit dem Volk Gottes an den Ufern des Euphrat im Exil sitzt, hat Gott schon lange nichts mehr von sich hören lassen. Man trauert um die verlorene Heimat Jerusalem. Man verirrt sich darin, zwischen Anpassung und Abgrenzung gegenüber den hochzivilisierten Babyloniern zu changieren. Man fühlt die Narben und Wunden und bemerkt die eigene Schwäche. Gott konnte sie nicht vor dem Untergang bewahren, ja, er war womöglich selbst im Unheil gegenwärtig. Und als sei die Malaise nicht schon groß genug, sind zudem auch die bestallten Hirt:innen des Volkes, die Priester:innen, nicht in der Lage, die Dinge richtig einzuordnen. Sie kümmern sich nur um den neuen Luxus, den ihnen die Millionenmetropole bietet (vgl. Ez. 34,3f).

Doch an Ezechiel ergeht ein Wort des Herrn. Wider den Augenschein sagt er das Heil zu. Gott selbst wird die Dinge in die Hand nehmen. Das Verlorene, das Verirrte, das Verwundete, das Schwache soll sich Hoffnung machen. Gott wird handeln.

Einen lichtvollen und erinnerungswär- menden November wünscht Ihnen

Pastor Ralf Meyer-Hansen