Friedhof Reinbek
Der Friedhof Reinbek ist noch älter als die Maria-Magdalenen-Kirche. Adolf Schramm, ein Hamburger Großkaufmann, der in Reinbek ein Sommerhaus besaß - er ist auch der Stifter des Reinbeker Krankenhauses St. Adolf-Stift - legte 1884 in seinem Testament eine Summe von 50.000 Mark fest, die zu Errichtung eines christlichen Begräbnisplatzes verwendet werden sollte. Nach seinem Tod kaufte seine Witwe Emilia Schramm von Julius Jahncke ein Grundstück von etwa 7500 qm an der Klosterbergenstraße. Sie ließ es zu einem Friedhof herrichten und eine kleine Kapelle darauf bauen. Dieses Grundstück schenkte sie 1889 der Ortsgemeinde Reinbek, trennte aber aus dem Gelände ein Stück heraus, auf dem sie für ihre Familie ein Erbbegräbnis eingerichtet und eine eigene Kapelle gebaut hatte. Emilia Schramm war katholisch. Da es zu ihrer Zeit noch keine katholische Kirche in Reinbek gab, wurden in dieser Kapelle bis zum Tode der Stifterin im Jahre 1908 jeden Sonntag Messen gelesen.
Wie sehr mögen die Reinbeker die Anlage des neuen Friedhofes begrüßt haben! Sie gehörten damals in kirchlicher Hinsicht zur Gemeinde Steinbek bei Hamburg, so dass sie für jede Beerdigung weite Wege zurücklegen mussten. Man kann dort heute noch alte Grabsteine von Reinbeker Bürgern finden.
Der Friedhof gehörte in den ersten Jahrzehnten der Ortsgemeinde Reinbek. Erst 1921 wurde er der Kirchengemeinde zum Eigentum übergeben. Die alte kleine Friedhofskapelle wurde abgerissen und 1930 die jetzige größere errichtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Kirchengemeinde ein beträchtliches Stück Land vom Gut Schaumann als Erweiterungsgelände dazu gekauft, weil Reinbeks Bevölkerung rasch gewachsen war und die vorhandene Fläche nicht mehr auszureichen schien.
Wer einmal auf dem Friedhof Klosterbergen in Muße umherwandert, wird eine Menge Entdeckungen machen. Rechts vom Eingangsweg erblickt er schon von weitem die hohe Grabkapelle der Stifterfamilie Schramm/Tiefenbacher, die in den 90er Jahren liebevoll restauriert worden ist. Im Gebiet, das an die Gärtnerei Wagschal grenzt, liegt das große Gräberfeld der "Grauen Schwestern". Das sind die Nonnen der "Wohltätigkeitsanstalt zur heiligen Elisabeth", dem Orden, der das Krankenhaus gegründet hat und bis heute betreibt.
Nicht weit vom Eingangsweg, ebenfalls auf der rechten Seite, findet man das Gräberfeld der Soldaten, die während des Zweiten Weltkrieges in den Reinbeker Lazaretten gestorben sind. Sie waren damals im St. Adolf-Stift, im Sophienbad (heute Amtsgericht), in der alten Volkschule (heute VHS-Gebäude) und in der Sachsenwaldoberschule eingerichtet.
Nicht weit von den Soldaten liegen polnische und russische Zwangsarbeiter, die während des Krieges in der Kurbelwellenfabrik KUHA in Glinde arbeiten mussten. Es sind Gräber von jungen und älteren Männern, Frauen und sogar Kindern. Was für Schicksale mögen sich hinter den Namen auf den Steinen verbergen? Am Volkstrauertag werden auf beiden Gräberfeldern Kränze niedergelegt.
Dicht am Friedhofseingang findet man eine Anzahl von schlichten Holzkreuzen. Es sind sogenannte Sozialgräber, in denen meist frühere Bewohner der Heilanstalt Sachsenwaldau beerdigt worden sind. Auch einige größere Grabmäler kann man dort entdecken. Eines erinnert an Sönke Nissen, einen Bauingenieur, der beim Bau einer Eisenbahnlinie in Südwestafrika durch Diamantfunde reich wurde. Er hat den Bau eines Koogs in seiner nordfriesischen Heimat unterstützt, der später nach ihm benannt wurde. In Glinde kaufte er das Gut und entwickelte es zu einem Musterbetrieb. Andere Grabanlagen tragen die Namen bekannter Reinbeker Familien. Auf der Rückseite der Friedhofskapelle liegt das Grab des Verlegers Gerd Bucerius, Gründer und Herausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit".
Doch sollten wir nicht nur an die bekannten Namen erinnern. Fast jeder Reinbeker hat hier wohl schon einen ihm lieben Menschen zur letzten Ruhe geleitet. Viele schmerzliche Gedanken und Erinnerungen verbinden sich mit den Gräbern. Deshalb hat es sicher einen tieferen Sinn, dass der Friedhof zur Kirche gehört, weist sie doch einen Weg der Hoffnung über den Tod hinaus.
Quelle: Ilse Böckenhauer in der Festschrift 100 Jahre Maria-Magdalenen-Kirche