Wo soll die Kirche stehen? Standortdiskussion 1896 - 1900

Am 1. Mai 1896 wird entschieden, dass im Laufe des Sommers die Entscheidung für einen Kirchbauplatz  getroffen werden soll. Am geeignetsten wird der Platz, welcher auf dem Jahnckeschen Gebiet neben dem Grundstück des Herren Bleuss liegt, betrachtet.

Im Juni 1896 gehen die Meinungen auseinander, wo der Standort für die Kirche sein soll – Nähe Glinde und Schönningstedt oder doch besser in Reinbek?

Am 17. Juli 1896 findet eine entscheidende Sitzung statt:
Jahnkes Koppel an der Schönningstedter Landstraße, dem Dobert'schen Hause gegenüber (4000 Quadratmeter), wird für 10 000 Mark gekauft.
Dieses Grundstück war immer der Favorit von Pastor Fries.

Dennoch bleiben die Bürger in den kommenden zwei Jahren uneins, ob die Entscheidung, an der Schönningstedter Straße die Kirche zu bauen, richtig ist.

So ist am 10. Dezember 1896 in der Bergedorfer Zeitung zu lesen:
"In unserem Orte ist es jetzt eine viel umstrittende Frage, welcher Platz am geeignetsten für die Kirche ist. Fast überall, wo mehrere Bürger zusammenkommen, unterhält man sich über dieses Thema. Es sind für den Standort der Kirche 3 Plätze in Vorschlag gebracht, erstens das Grundstück der früheren Kirchspielvogtei, zweitens der für den Bau der Kirche erworbene Platz auf der Koppel des Herrn Jahncke am Wege nach Schönningstedt, und drittens der Platz auf der Kirchhofskoppel, ebenfalls dem Herrn Jahncke gehörig. Betrachten wir uns das Für und Wider dieser drei Plätze. Das Grundstück der früheren Kirchspielvogtei ist erstens in Vorschlag gebracht. Dasselbe würde,, wenn dann der übrige Platz außerdem Baugrundstücke zu Anlagen verwandelt wird, sich sehr gut machen. Dabei giebt es aber zweierlei zu bedenken. Erstens würde dann die Kirche sehr tief zu liegen kommen und zweitens ist die Kirche ja nicht nur für Reinbek bestimmt, sondern auch für mehrere andere Dörfer, die alle nach der entgegengesetzten Richtung liegen. Der Weg zur Kirche wäre also für diese Gemeindeglieder ein ziemlich weiter. Zweitens kommt das Grundstück auf der Koppel des Herrn Jahncke an der Schönningstedter Straße in Betracht. Dasselbe liegt schön hoch und auch für die Mitglieder der auswärtigen Gemeinden gut. Am besten würde sich aber unserer Meinung nach als Standort der Kirche die Kirchhofskoppel machen. Der Platz liegt erstens sehr hoch und zweitens ganz in der Nähe des Kirchhofs. Die letzte Eigenschaft spricht besonders für diesen Platz, da die auswärtigen Gemeindeglieder, die die Kirche besuchen, zugleich ihren lieben entschlafenen Angehörigen einen Augenblick, ohne einen größeren Weg machen zu müssen, weihen könnten. Herr Jahncke ist der Gemeinde ja auch in liebenswürdiger Weise entgegengekommen, indem er sich bereit erklärt hat, den für die Kirche erworbenen Platz für einen gleich großen auf der Kirchhofskoppel umzutauschen."

Und am 17. September 1898:
"Die Kirchenplatzfrage hat schon viel Staub aufgewirbelt, viel böses Blut gesetzt und hat Meinungsverschiedenheiten gezeitigt, und doch ist immer noch keine Einigung dahin erzielt, wo denn nun unsere hoffentlich in Bälde zu erbauende Kirche stehen soll. Verschiedene Projekte sind von Anfang an aufgetaucht, wozu als neuester Plan das Terrain der früheren Dampfmühle der Kirchengemeinde als Bauplatz empfohlen wird. Nun sind aber Kirchhof und Kirche zwei Objekte, die unstreitig zusammengehören, wenn dieses irgend möglich ist. Diese Möglichkeit ist nun vorhanden, indem der beste Platz für unsere Kirche doch gewiß der für diesen Zweck bereits angekaufte Platz in der Nähe des Kirchhofs ist. Die Kirche an der feuchten Niederung an der Bille, dem suchenden Auge verborgen, zu erbauen, wäre doch wohl geradezu widersinnig. Die Kirche soll eine Zierde der christlichen Gemeinde sein, und als solche wennmöglich den höchsten Punkt des Ortes einnehmen; sie soll den betheiligten Gemeinden leicht zugänglich sein, welches hier nicht der Fall ist. Hoffentlich werden unsere Kirchenvertreter das Richtige wählen und sich nicht durch kleinliche Rücksichten leiten lassen. Die dankbare Anerkennung des größten Theiles der Gemeinde wird ihnen sicher sein."

Am 15. November 1898 fällt der definitive Beschluss, dass die Kirche an der Schönningstedter Straße gebaut wird. In dieser Sitzung wurde ein erneuter Antrag  auf Verlegung der Entscheidung mehrheitlich abgelehnt.

Am 29. Juli 1899 gibt es dann allerdings einen Beschluss, den bisher gekauften Kirchenbauplatz gegen den etwa 200 Meter südlich gelegenen Platz an der Schönnigstedter Straße gegenüber der Bismarckstraße zu tauschen. Dafür wurde zusätzlich  5000 Mark gezahlt, die durch eine Spende von 2000 Mark und aus der Kirchenkasse finanziert wurde.

Am 12. März 1900 wird der heutige Kirchplatz endgültig bestätigt.

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