Das Weihnachtsoratorium einmal anders

Pauken und Trompeten, jauchzet, frohlocket! – So hat ein Weihnachtskonzert zu klingen. Oder?

Kreiskantor Benedikt Woll entschied in diesem Jahr anders:

Nicht das klassische Weihnachtsoratorium von Bach kam zur Aufführung. Sondern 4 Bach-Kantaten, zusammengestellt zu einer Weihnachtshistorie. Ganz so, wie es im eigentlichen Weihnachtsoratorium auch von Bach beabsichtigt war:

Den Auftakt machte Nun komm, der Heiden Heiland (BWV 62). Diese Kantate hatte Bach einst für den 1. Advent 1724 komponiert.

Weiter ging es mit Dazu ist erschienen der Sohn Gottes (BWV 40), deren Uraufführung am 26. Dezember 1723 stattfand. Diese Kantate thematisiert, weshalb Jesus Christus in die Welt gesandt wurde, nämlich auf „dass er die Werke des Teufels zerstöre“: im Eingangschor in allen Stimmen ein wiederkehrendes Motiv.

Es schloss sich – inhaltlich folgerichtig – Fallt mit Danken, fallt mit Loben (BWV 248/4) an. Diese Kantate stammt aus dem „eigentlichen“ Weihnachtsoratorium, Teil IV. Wie es schon im Titel der Kantate heißt, ist sie eine Aufforderung zum Dank für das Geschenk Gottes, verkörpert im Kind im Stall von Bethlehem. Auch der Sieg über das Böse wird nochmals erwähnt, wenn es am Ende des Satzes heißt: „Gottes Sohn dämpft der Feinde Wut und Toben“. Im weiteren Verlauf der Kantate steht die Namensgebung Jesu und damit die Verbindung von Gott und Mensch über den Tod hinaus im Vordergrund.

Den Abschluss machte Sie werden aus Saba alle kommen (BWV 65). Diese Kantate ist liturgisch dem Epiphaniasfest (6. Januar) zugeordnet und schließt damit den inneren Weihnachtsfestkreis.

Ein musiktheoretisch interessantes Detail ist die Beziehung zwischen h-moll (Nun komm, der Heiden Heiland) und F-Dur (Dazu ist erschienen). Zwischen beiden Tonarten liegt ein Tritonus, der in der Musik oft für die Sünde steht und auch als Teufelsintervall bezeichnet wird.

Anders als im Vorjahr waren nicht schon weit im Voraus alle Karten verkauft. Es blieb also spannend: Würde das Reinbeker Publikum sich auf dieses mutig neu zusammengestellte Weihnachtskonzert einlassen?

An der langen Schlange beim Einlass ließ sich ab 17:30 Uhr ablesen: Ja! Die Kirche war fast voll besetzt, als Benedikt Woll den Taktstock hob. 

Das Orchester Hanse-Barock – Hörner, Blockflöten, Oboen, Kontrabass, Cello, Bratsche und Geige – spielte auf historischen Instrumenten.

Die Rezitative und Arien sangen die Solisten und Solistinnen Katja Vorreyer, Tiina Zahn, Nils Giebelhausen und Dávid Csizmár.

 Monatelang wird auf ein solches Konzert hingeprobt und hingeplant, tagelang wird alles vorbereitet, von Donnerstag bis Sonntag kam die Kantorei täglich zum Singen zusammen … da ist der Auftritt selbst ein fast schon flüchtiger Moment!

 Die im Schlusschoral der zweiten Kantate gesungene Botschaft nehmen wir mit:

"Freude, Freude über Freude, Christus wehret allem Leide!"

Gott durchbricht durch die Geburt Jesu die Trennung zwischen sich und den Menschen.

Frohe Weihnachten!

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