Am 12. März 1900 beschloss der Kirchenvorstand einstimmig, dass schlesische Verblendsteine für den Kirchbau gewählt werden sollten – zu etwa 8000 M Mehrkosten.
In der Sitzung am 26. April 1900 wurde die Lieferung der Verblendsteine der Firma Bienwald & Rother in Liegnitz übertragen.
Die 1869 gegründete Kunstziegelei G. Bienwald & Rother verarbeitete Ton aus Gruben bei Liegnitz. Sie stellte diverse Ziegel, meist in roten und lederfarbenen wie auch gelben Nuancen, her. Verbaut in zahlreichen Gebäuden auch in Hamburg, z. B. im Turm der Kirche St. Gertrud.
Im Bauvertrag wurde festgelegt, dass „alle Verblend-, Form- und Glasursteine in bester Qualität und in durchaus unbeschädigtem Zustande geliefert werden“. „Der Bruch darf nicht mehr als 3 % betragen“ – ganz einfach war das nicht, wie anschließend dem Baubuch zu entnehmen ist:
Gleich der 8. Eintrag im Baubuch lautet:
21. Mai 1900
„Heute kommen die ersten Verbundsteine am Bauplatz an. Von den Achteck-Steinen waren 180 Stück beschädigt, haben deshalb mit Genehmigung von Herrn Ohl die Annahme verweigert und diesbezüglich mit der Firma in Verbindung gesetzt.“
22. Mai 1900
„Der Vertreter der Firma Bienwald und Rother, Herr Rasch, ist am Bauplatz und verhandelt mit dem Fuhrmann, Herrn Vogelsang, über Transport und Verpackung der Steine und glaubt derselben, daß die Beschädigungen hauptsächlich durch schlechte Ladung herrührt.“
5./6. Juni 1900
„Es kommt ein Waggon ½ Verblendsteinköpfe an (6000), wovon wieder 220 Stück beschädigt.“
9. Juni 1900
„Schreiben an Bienwald und Rother wegen Sendung neuer Ersatzsteinen für Bruchsteine.“
25. Juni 1900
„Bienwald und Rother offerieren die ½ Vollsteine mit 70 Mark pro Mille.“
26. Juni 1900
„Gebe an obige Firma den Bruch für 6. + 7. Lieferung auf, frage gleichzeitig an, was mit dem Bruch geschehen soll.“
29. Juni 1900
„Herr Th. Rasch, der Vertreter der Firma Bienwald + Rother ist hier, erkundigt sich über den Bruch und verspricht, daß ab jetzt bei jeder Anlieferung sorgfältiger umgegangen werden soll.“
30. Juni 1900
„Empfangen heute den Lieferschein 11 mit Pos. 94 und 95, den Keil- und Schlußsteinen und einer Nachbestellung von 400 ½ Verblendsteinen rot, welche aber als 4/4 Stein bestellt sind. Ich habe sofort eine Karte an Bienwald + Rother geschrieben.“
2. Juli 1900
„Bescheid von B + R., daß die Sendung der ½ Verblendsteine Irrthum ihrerseits ist, die Steine werden als gewöhnliche ½ Verblendsteine in Rechnung gebracht, mit der nächsten Sendung 4/4 Läufer.“
6. Juli 1900
„Bericht von B. + R. über Bruch der Lieferung 8 bis 11 zugleich Lieferschein XI nebst dazugehörigen Details.“
9. Juli 1900
„Herr Rasch* ist am Bauplatze zugegen, depeschiert an B.+R. über Position I, wovon 400 Stück geliefert werden sollen. Haben hierfür aber keine Ecksteine, sondern gewöhnliche Läufersteine erhalten.“
*Vertreter von B.+R.
Ab jetzt gibt es bis Mitte August im Baubuch quasi kein anderes Thema mehr:
20. Juli 1900
„Teile B. + R. den Bruch der Lieferungen 12, 13 und 14 mit."
21. Juli 1900
„Schreibe B.+R., daß die Ecksteine zu wenig am Bauplatze sind, ersuche um sofortige Lieferung von zwei Waggons ¼ und ¾ Verblendsteinen.“
23. Juli 1900
„Desgleichen wegen Ersatz der Bruchsteine von Pos. 76, 123, 124 und der Schlußsteine.“
24. Juli 1900
„Antwort auf Brief vom 21. daß die Steine unverzüglich verladen werden.“
27. Juli 1900
„Heute wird wegen Mangel von ¾ Steinen die Arbeit eingestellt.“
30. Juli 1900
„Herr Vogelsang* kommt zu Herrn Ohl und mir und bittet, die Steine auf dem Waggon „Berlin“ zu besichtigen, wo von den ¾ x ¾ Keilsteinen der größte Teil beschädigt ist, d.h. Stellen haben, die gar nicht zu ergänzen sind.“
* der Fuhrmann
31. Juli 1900
„An B.+R. Bruch der 15. und 16. Lieferung aufgegeben, zugleich Bemerkung über die 17. Lieferung, daß die ¾ x ¾ Keilsteine durchschnittlich die Hälfte beschädigt sind, habe hiervon auch den Vertreter, Herrn Rasch, benachrichtigt.“
2. August 1900
„Brief an B.+R. über Bruch der 17. Lieferung und Angabe, daß sämtliche Schlußsteine in der Lieferung fehlen.“
4. August 1900
„Brief von B.+R. mit dem Bemerken, daß die als fehlend aufgegebenen 2 x 8 Schlußsteine r 0,49 x r 0,65 mit verladen sein sollen, wir haben solche aber nicht erhalten. Habe sofort zurückgeschrieben, daß hier wohl ihrerseits irrthümlich verfahren ist.
Für Pos. 121 bitten B.+R. in der Abrechnung statt 0,40 Mark 1,20 Mark einzusetzen, was auch aus dem Lieferverzeichnis hervorgeht.
Für Pos. 123 und 124 ist der Preis pro Mille von 300 Mark auf 250 Mark reduziert.“
6. August 1900
„Brief von B.+R., daß fehlende Schlußsteine neu gefertigt werden sollen.“
8. August 1900
„Schreiben an Herrn Groothoff, daß Abrechnung von B.+R. über gelieferte Steine bis 11. Juli eingereicht ist, hiervon kann 75 % ausgezahlt werden.
Karte von B.+R., daß morgen, also 9. August, ¾ x ¼ Steine verladen werden.“
10. August 1900
„XII Lieferschein an B.+R. abgesandt, mit der Bitte, die fehlenden 141 ¼ glasierten Ecksteine zu liefern.“
11. August 1900
„Karte an B.+R. hauptsächlich ¼ x ¾ Steine zu senden, zugleich alles, was noch zu liefern ist.“
13. August 1900
„18. Lieferung von B.+R.“
15. August 1900
„19. Lieferung von B.+R.“
20. August 1900
„Theleph. an Th. Rasch wegen schneller Sendung der Pos. 63-69.“
… am Ende ging es – wie doch so oft – gut aus: Am 23. August fand bereits das Richtfest statt!