In der zweiten Veranstaltung der Serie mit Pastor Dr. Ralf Meyer-Hansen und dem Astrophysiker Dr. Uwe Wolter ging es um die Frage, wie schön das Universum ist. Wie nähert man sich dem Begriff der Schönheit in diesem Kontext? Spendet Schönheit Trost? Beeinflusst Schönheit unser Denken? Wie nötig ist Schönheit?
Keine modernen Fragen – sie stellten sich gewissermaßen auch schon Johannes Kepler (1571 - 1630) und Tycho Brahe (1546 - 1601) und leiteten ihre Arbeit. Für den Dänen Brahe gab eine beeindruckende Supernova, die er am 11. November 1572 beobachtete, den Impuls, sich ganz der Astronomie zuzuwenden: Auf der Insel Ven im Öresund errichtete er seine Observatorien – in der Folge, nebenbei bemerkt, ein Hort interkonfessioneller Zusammenarbeit – und arbeitete dann über Jahrzehnte daran, die Astronomie mit Beobachtungsdaten wissenschaftlich weiterzubringen. In den Sternen sah er dabei für sich die Allmacht Gottes.
Seine kosmologischen Beobachtungen bildeten die Grundlage für die Planetengesetze Keplers. Kepler berechnete und maß und beschrieb schließlich die Planetenbewegungen in unserem Sonnensystem durch die fünf platonischen Körper – eine erstaunliche Leistung für seine Zeit.
Er sah in diesen Körpern die harmonische Schönheit der Werke Gottes und befand sich von Gott zum Astronom berufen. Für ihn bedeutete diese Schönheit Trost und Antrieb: Nicht von ungefähr entstand sein Werk „Von der musikalischen Harmonik der Welt“. Darin machte er seine Bewegungsgesetze an musikharmonischen Argumenten fest.
Man könnte im Weltall indes nicht nur Schönheit erkennen, sondern – nach der Philosophie Kants – noch mehr: Erhabenheit. Ein Begriff, der in sich das Konzept der Unbegrenztheit trägt. Genau wie der Weltraum.
Die Bilder, die das Weltraumteleskop Hubble über die Jahre geliefert hat, sind jedenfalls an Erhabenheit kaum zu überbieten. Hier eine Auswahl: Galaxies gone wild, Säulen der Schöpfung, Affenkopfnebel, die galaktische Rose ...
Schönheit hat viele Gesichter, stellte sich im Zuge der sich an die Impulsvorträge anschließenden Diskussion heraus. Denn ja, auch die Ganzzahligkeit der Exponenten in der Formel des 3. Keplerschen Gesetzes ist ein Ausdruck von Schönheit!
Nach dem Sommer wird es einen dritten Teil dieser Serie geben – zum Thema Schrödinger und Quantenphysik.
Wir freuen uns darauf!