Seit Anbeginn unserer Kirche ist es Tradition, dass am Samstag vor dem Erntedankfest eine Gruppe Frauen anrückt, um eine üppige Menge Blumen – Sonnenblumen, Dahlien, Chrysanthemen, Herbstastern, Bartnelken, Hortensien ... – und „Grünzeug“ – Kirschlorbeer, Tannengrün, Schilf, Eichenlaub, Buchs ... – zu einer Kanzelgirlande und einer Girlande für den Altarvorraum zu binden.
Nicht nur das Binden selbst ist dabei ein Gemeinschaftswerk: Auch das Material stammt zum Teil aus den Gärten verschiedener Gemeindemitglieder sowie von unserem Friedhof.
Die Seile und die Erntekrone warten das Jahr über auf dem Schrank in der Pastorensakristei auf ihren Einsatz.
Am Vorabend werden die Tische gestellt, die Seile gelegt und die Rosenscheren aus dem Keller geholt.
Am Samstagfrüh geht es dann ans Werk: Den Binderinnen arbeiten Konfirmandinnen und Konfirmanden zu: Sie ordnen das Grün und die Blumen zu kleinen Sträußen an. Ältere Jugendliche und die eine oder andere Erwachsene leiten an und behalten die Übersicht und am Ende gehen Männer dabei zur Hand, die Girlanden in der Kirche aufzuhängen.
Das macht bei Sonnenschein genauso viel Freude wie bei Regen – alles eine Frage der Planung und Vorbereitung!
Nach und nach wächst die farbenfrohe Pracht heran ...
Die Kunst besteht darin, die Girlande nicht zu dick werden zu lassen – damit das Material bis zum Ende reicht – und so zu binden, dass sie über ihre gesamte Länge gleichmäßig bunt ist.
Immer im Blick behaltend, dass sie hernach in beträchtlicher Höhe hängt und manche Details nicht zu sehen sein werden. Die Enden sind durch lange Efeubüschel und, seit Neustem, Lampionblumen ein ganz eigener Blickfang.
Fertig! Dann folgt der Transfer in die Kirche. Erst die lange, dann die kurze Girlande werden geschultert und über den Kindergarten-Spielplatz hinüber zur Kirche getragen.
Dort wird die lange Girlande an den Seilen seitlich an den Wänden und in der Mitte an der Erntekrone eingehakt und dann hochgezogen. Eine Person steigt dabei hinauf ins Dach, um von dort die Erntekrone gerade nach oben zu ziehen, während sie von unten gestützt wird.
Dann folgt der forderndste Moment: Die Girlande muss so gehängt werden, dass beide Seiten symmetrisch sind, und vor allem die Erntekrone mittig am mittleren Apsis-Fenster ausgerichtet ist. Was dabei mittig ist ... da gehen die Meinungen mitunter auseinander! Und diese Diskussion in der Kirche über eine gewisse räumliche Distanz zu führen, ist eine akustische Herausforderung.
Wir sind uns aber wie jedes Jahr am Ende einig geworden. (Ein bisschen Angelschnur hat auch geholfen). Die Kanzelgirlande ist dagegen vergleichsweise schnell angebracht.
Und nun hängen sie da. Zum Bewundern insbesondere beim Erntedank-Gottesdienst!
Vielen Dank an alle, die geplant, im Garten Material geschnitten und angeliefert, den Saal und die Kirche vorbereitet, die Girlande gebunden und zugearbeitet, den Verschnitt entsorgt und die Girlanden aufgehängt haben!
Es ist jedes Jahr ein Hauptvergnügen!
Und mit Blick auf unser anstehendes 125-jähriges Jubiläum: So sah der Erntedankschmuck in den Anfangszeiten unserer Kirche aus!
Ich bin überzeugt, dass die Mitwirkenden schon damals zufrieden auf ihr Werk geblickt haben!