Sehr geehrter Herr Pastor!
Die neue Altar u. Kanzel Zeichnung sende ich Ihnen bis Dienstag, 6. Nov. zu.
- Sie sagten mir gestern, daß beabsichtigt würde, Altar u. Kanzel in Submission zu ergeben. - Ich möchte hiervon entschieden abrathen. - Bei Altar u. Kanzel kommt es weniger auf absolute Billigkeit, als auf künstlerische Güte an.
- Diese letztere ist nur zu erreichen, wenn man die Arbeiten, insbesondere die Bildhauerarbeiten an einen tüchtigen erprobten Bildhauer übergibt, mit dem man im langen Zusammenarbeiten u. Feststellen der beabsichtigten Wirkungen durch Modelle etc. mühsam das Gewollte erreicht. - Und wie würden Sie sich es vorstellen, der corpus des Christus in Submission zu vergeben?
Das ist doch ein unmöglicher Gedanke. — Auseinanderreißen kann man die Arbeiten auch nicht; die Tischlerarbeiten in Reinbek, die Bildhauerarbeiten in Hamburg, denn in Reinbek wird kaum ein Bildhauer sein. Wenn es einheitlich u. gut werden soll, muß die Arbeit zusammengehalten u. unter meiner steten Aufsicht u. Mitarbeit ausgeführt werden.
- Ich empfehle, es so zu machen, wie in Sande. Dort hat man mir vertrauensvoll die ganze Sache in die Hand gelegt. Ich liefere gegen eine feste Summe Altar u. Kanzel, in welcher Summe Tischlerarbeit, Bildhauerarbeit, Modelle, Malerarbeit, Schlosserarbeit, Vergoldung, Aufstellen, Honorar, kurz alles fix u. fertig inbegriffen ist. — Man ist in Sande sehr zufrieden gewesen, die Ausführung war eine ausgezeichnete. Das Letztere hat sich also bewährt, während ich bei früheren Kirchen, wo man Altar u. Kanzel versubmittirte, die schrecklichsten Erfahrungen gemacht habe.
In Folge gedrückter Preise hatte ich gar keinen künstlerischen Einfluß u. ich habe mich schämen müssen, daß das Heiligste in der Kirche unter meinem Namen gehen mußte. - Ich thue dies auch nicht wieder! - Sollte beliebt werden, Altar u. Kanzel in Submission zu vergeben, so liefere ich Ihnen sehr gern die Zeichnungen dazu, lehne aber jeden Einfluß auf die Ausführung ab, da ich dafür die künstlerische Verantwortung nicht übernehmen will. Dazu ist das Object zu klein u. die Mühe zu groß.
Darum muß es künstlerisch werden, wie es wird; ob aber die Schenker & spec((iell))der kunstverständige Herr Meyer nachher damit zufrieden ist, lasse ich dahingestellt.
- Indem ich obiges Ihrer gef((älligen)) Erwägung anheimgebe zeichne ich als Ihr sehr ergebener
H. Groothoff